Zentrale Ausgabestelle und verstärkte Belieferung gehen los
„Ich freue mich gerade heute, am 20. Geburtstag der Tafel Marburg, sagen zu können, dass wir unsere Lebensmittelausgabe wieder aufnehmen werden. Damit stemmen wir uns erfolgreich gegen den Trend und hoffen, so die Schwächsten der Schwachen in dieser schweren Zeit zu unterstützen“, sagt Rita Vaupel, Vorsitzende der Tafel Marburg. Bedingt durch die Ausbreitung des Corona-Virus hat die Tafel am 13. März die Ausgabe zum Schutze der Ehrenamtlichen und zum Wohle der Kundschaft vorübergehend schließen müssen. „Seit diesem Tag erhalten wir täglich Unterstützungsbekundungen aus der Bevölkerung, inzwischen an die 200 Menschen, vor allem jüngere, die uns helfen wollen. Auch darüber hinaus erhalten wir viel Zuspruch. Deshalb haben wir die letzten zwei Wochen unermüdlich nach Wegen gesucht, um die Bedürftigen mit Lebensmitteln zu versorgen. Ab Donnerstag, 2. April, startet nun unser Tafel Marburg Corona-Notbetrieb“, erklärt die Vorsitzende Vaupel. Die Tafel Marburg sei sich der aktuellen gesundheitlichen Risiken bewusst. „Uns geht es jetzt wie vielen, vielen anderen Menschen, die in der Coronakrise ihre eigene Gesundheit zum Wohle der Gesellschaft riskieren. Aber was sollen wir denn machen? Wir haben über 2.500 KundInnen im Landkreis, diese brauchen einfach unsere Hilfe. Umso schöner und auch motivierender ist die große Solidarität innerhalb der Bevölkerung und auch die Unterstützung“, berichtet Rita Vaupel.
Auch die Landrätin und Schirmherrin der Tafel, Kirsten Fründt, freut sich über das aktuelle Engagement des Vereins und die große Flexibilität. „Es ist für uns als Landkreis, aber auch für mich persönlich selbstverständlich, dass wir die Tafel auch in
der aktuellen Situation unterstützen. Gerade im Moment ist es wichtig, dass auch die Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, nicht benachteiligt werden. Die Ausgabe der Tafel leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Grundversorgung der Bevölkerung auf breiter Basis im Landkreis Marburg-Biedenkopf sicher zu stellen. Ich bin sehr dankbar für das Engagement.“, sagt Kirsten Fründt.
Als ehrenamtlicher Verein, der sich bislang aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, ist die Tafel auch bei dem Corona-Notbetrieb auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die ersten größeren Privatspenden, wie beispielsweise 5.000 Euro von den Rotariern aus Stadtallendorf, sind bereits eingetroffen. Auch der Landkreis und die Stadt Marburg unterstützen auf Anfrage den Corona-Notbetrieb finanziell. „Wir müssen mit mehreren Zehntausend Euro Extrakosten für den Notbetrieb rechnen, denn zusätzlich müssen auch noch unsere regulären Rechnungen für Miete, Personal, Strom, Instandhaltung, Benzin und so weiter beglichen werden. Das können wir nur mit zusätzlichen Spenden schaffen. Jede und jeder, der jetzt Gutes tun möchte, aber zugleich auf seine Gesundheit achten und zu Hause bleiben muss, darf uns gerne Geld spenden. Auch kleinere Summen helfen uns weiter“, sagt Rita Vaupel.
Der Tafel Marburg Corona Notbetrieb umfasst zum einen die zentrale Lebensmittelausgabe. Diese findet Dienstag bis Freitag jeweils von 13 Uhr bis 16 Uhr aus dem Zelt auf dem Gelände des Landratsamtes in Marburg statt. Zum anderen wird die Belieferung verstärkt. Bereits ab dem Start des Notbetriebes werden die körperlich eingeschränkten Personen wieder mit Lebensmitteln, aktuell sogar wöchentlich, versorgt. „Wir haben unser System in den letzten Tagen komplett personell und organisatorisch umstellen und den neuen Herausforderungen anpassen müssen. Ab jetzt wird täglich im Schichtbetrieb gearbeitet und wir packen die Lebensmittel direkt in Tüten“, erklärt der Tafel Geschäftsführer Pascal Barthel und greift vorweg, „es wird sich nicht verhindern lassen, dass es anfänglich etwas ruckelt im Betrieb.“ Im Mittelpunkt stehe natürlich die Einhaltung der aktuellen Hygieneregelungen. Sowohl der Betrieb in dem Ausgabe-Zelt als auch die Vorarbeiten in der Tafel Geschäftsstelle sind darauf ausgelegt, dass der Mindestabstand eingehalten werde. Aus diesem Grunde wird der Zugang zum Zelt stark beschränkt. Gruppenbildung ist ebenfalls untersagt. Desinfektionsmittel sowie Handschuhe (soweit vorhanden), Waschbecken und Sanitäranlagen stehen vor Ort bereit. Darüber hinaus wurden im Vorfeld des Notbetriebs alle Tafel-Räume gründlichst gereinigt genauso wie alle Fahrzeuge, Kühlzellen und Kisten. Auch das Tafel-Zelt wird täglich, dank der Unterstützung des Landkreises, gereinigt und desinfiziert.
Die Tafel habe alle KundInnen schriftlich über den Notbetrieb informiert und bittet darum, dass die KundInnen ihre Ausweise mitbringen und allein kommen. Anfänglich sei geplant, dass jeder Haushalt mindestens eine Tüte vollgepackt mit Lebensmitteln erhalte. Die Tafel befürchtet zudem, dass die Zahl der Bedürftigen in der jetzigen
Krisenzeit, bedingt durch Kurzarbeit oder sogar den Verlust des Berufs, ansteigen werde. „Jetzt in der Krisenzeit weichen wir von unserer bekannten Linie zweifach ab. Wir kaufen zusätzlich Lebensmittel und stellen uns darauf ein, Bedürftige, die keine KundInnen sind, ebenfalls zu unterstützen. Es bleibt allerdings dabei: Wir können nur so lange Lebensmittel verteilen, wie wir auch welche haben“, beschreibt der Tafel Geschäftsführer Pascal Barthel die Situation.
Ganz besonderer Dank der Tafel Marburg geht an alle, die sich jetzt spontan als HelferInnen gemeldet haben sowie an alle Vereinsmitglieder, die Supermärkte und Bäckereien, die weiterhin Lebensmittel spenden sowie insbesondere an Zeltverleih Ahlendorf, die Rotarier und die Firma Gebäudereinigung Hentrich aus Stadtallendorf, der Geschäftsführerin des Cineplex, dem Landkreis sowie der Stadt Marburg, dem DBM und der MEG und vielen weiteren. Neben finanzieller Unterstützung helfen die Behörden auch organisatorisch.
Weitere Informationen und die Spendenkonten sind auf der Homepage der Tafel unter www.tafel-marburg.de oder dem Facebook-Auftritt @marburgertafel zu finden. Freiwillige, die die Tafel unterstützen möchten, können sich gerne per E-Mail unter coronanotbetrieb.tafelmr@gmx.de melden.
Bildunterschrift: Gemeinsam mit Unterstützern, der Landrätin und Schirmherrin der Tafel, Kirsten Fründt sowie der Stadträtin der Stadt Marburg, Kirsten Dinnebier präsentiert Tafel Vorsitzende Rita Vaupel den Tafel Marburg Corona-Notbetrieb.
Fotonachweis: Melanie Weiershäuser – Belichtbar Fotografie