Zunächst einmal möchte ich dir im Namen des Vorstands, aller Mitglieder des Vereins, der Festangestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere aber der bedürftigen Menschen, die wir Woche für Woche mit Lebensmitteln versorgen, zu dieser besonderen Auszeichnung gratulieren. Begonnen hat die Geschichte der Tafel 1993 in Berlin. Es haben sich einige Frauen zusammengetan und die erste Deutsche Tafel gegründet. Diese Frauen wollten vor allem die Situation Obdachloser in der Millionenstadt verbessern. Hintergrund war der Gedanke, überschüssige Lebensmittel einzusammeln und diese an Menschen in Not weiterzugeben.
Das Motto: „Verteilen, statt vernichten“, ist in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft aktueller denn je! Aus der ersten Tafel sind inzwischen über 970 Tafeln bundesweit geworden. Wenige Obdachlosen wurden in 1993 in Berlin versorgt, heute sind fast 2 Millionen Menschen auf die Tafel angewiesen. Tendenz stark ansteigend! Diese Zahlen zeigen, dass die Armut in unserem so reichen Land zunimmt und immer mehr Menschen die Perspektive auf ein Leben in Würde genommen wird. Wir können diese Entwicklung nicht aufhalten oder gar umkehren, wir versuchen diesen Zustand aber mit unserer Arbeit ein Stück weit zu verbessern. Diese Idee „Verteilen statt Vernichten“ wurde im Jahr 2000 durch den ehemaligen Landtagsabgeordneten Karl Schnabel mit der Gründung des Vereins Marburger Tafel e.V. hier in unserer Region umgesetzt. Bereits kurze Zeit später hast du liebe Rita den Vorsitz des Vereins übernommen und seit mehr als 2 Jahrzehnten leitest du mit großem Einsatz und außergewöhnlichem Engagement die Geschicke dieser gemeinnützigen Einrichtung. Seit Übernahme der Verantwortung hast du die Tafel nicht nur weiterentwickelt und geprägt, du hast auch das Leben von tausenden Menschen in unserer Stadt, in unserem Landkreis maßgeblich verbessert. Du bist das Aushängeschild der Marburger Tafel. Wenn man Rita Vaupel sagt, denkt man automatisch an die Tafel und wenn man Marburger Tafel hört, kommt sofort: das macht doch Rita Vaupel! Ich finde es beschämend und sehe ein großes gesellschaftliches und politisches Versagen, dass in einem so reichen Land wie der Bundesrepublik Deutschland der Ansturm auf die Tafeln immer größer wird. Das Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, ist schlichtweg nicht zu akzeptieren. Umso wichtiger und bemerkenswerter ist es, dass unsere Organisation unter Ritas Leitung enorm gewachsen ist, um diese riesigen Herausforderungen zu meistern. Die Tafel Marburg e.V. hat sich dank Deiner Arbeit in den letzten Jahren zu einer tragenden Säule der Gesellschaft in unserer Stadt und unserem Landkreis entwickelt. Mit einer Ausgabestelle, sieben Bedürftigen und genauso vielen Ehrenamtlichen hat es im Jahr 2000 unter Karl Schnabel begonnen. Heute werden rd. 3.300 Menschen in 6 Ausgabestellen von über 300 Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versorgt und über 800 Menschen stehen noch auf der Warteliste. Ohne das unermüdliche Engagement von Rita Vaupel wäre diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Deine Vision, Deine Entschlossenheit und Fähigkeit Menschen zu mobilisieren, haben dazu geführt, dass die Tafel zu einer wichtigen, für viele Menschen lebenswichtigen Anlaufstelle geworden ist. Es ist sehr beeindruckend, dass du mehr als 300 Ehrenamtliche und einige hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen konntest, die dir dabei helfen, diesen Auftrag zu erfüllen. Aber das alles erfordert eine funktionierende Organisation, und der logistische Aufwand ist enorm.Du führst ein mittelständisches Unternehmen, mit 6 Ausgabestellen, über 500 Vereinsmitgliedern und – wie bereits gesagt – einer großen Anzahl von haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter-innen und Mitarbeitern. Aus der ehrenamtlichen Tätigkeit mit überschaubarem Aufwand zu Beginn deiner Arbeit ist im Laufe der Jahre ein Fulltime-Job geworden, der dich voll und ganz in Anspruch nimmt. In der OP ist diese Woche ein Artikel über Rita erschienen, mit der Überschrift: „Alles für die Tafel“. Treffender kann man deinen Einsatz und dein Engagement nicht beschreiben! Neben dem enormen zeitlichen Aufwand erfordert dein Job ein hohes Maß an Führungsverantwortung, Organisationstalent und auch Kreativität. Oft ist schnelles Handeln gefragt, denken sie nur an die große Anzahl von Flüchtlingen, die wir seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine zusätzlich versorgen müssen.Es braucht auch neue Impulse und Ideen, um diese Herausforderungen zu meistern. Und Ideen hat Rita mehr als genug. Unter deiner Führung ist beispielsweise die so wichtige Kindertafel in Stadtallendorf oder auch das jährliche Gänseessen für die Bedürftigen entstanden. Zudem wurde der Kiloladen und Fair Marburg eröffnet, womit eine weitere Lücke in der Versorgung Bedürftiger geschlossen wurde. Rita Vaupel ist das Gesicht der Tafel. Sie ist nicht nur die 1. Vorsitzende, sie ist Mädchen für alles, erste Anlaufstelle bei jedweden Problemen und dabei für uns immer ansprechbar und erreichbar. Darüber hinaus ist sie auch noch eine herausragende Netzwerkerin. Ohne deine Verbindungen in Wirtschaft und Politik, gepaart mit einer selbstbewussten Hartnäckigkeit, wäre das Spendenaufkommen viel geringer und damit die Finanzierungs-basis der Tafel langfristig nicht mehr gesichert. Wer aufmerksam die Medien verfolgt, hat mitbekommen, dass viele Tafeleinrichtungen aufgrund der steigenden Anzahl von Bedürftigen, bei gleichzeitigem Rückgang der Geld- und Lebensmittelspenden vor dem finanziellen Aus stehen. Das trifft auf unsere Tafel dank deiner weitsichtigen Planung nicht zu.
Wir sind stolz auf dich und gratulieren dir zu dieser wohlverdienten Auszeichnung. Wenn es jemand verdient hat, dann du! Herzlichen Glückwunsch.
Bildunterschrift: Rita Vaupel bekommt das Bundesverdienstkreuz von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies überreicht.